MOSÏK: Wilhelm
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MOSÏK dem Glanz der »Goldenen Rose« gefolgt und dabei dem zweiten Sohn Trude Tulpenthals begegnet. Sein Urteil: »Ehrlich, echt und ungeniert – die Mischung stimmt. Große Musik von kleinem Orchester!«
- Susann Stephan – Klarinet, Saxo
- Roman Scholz – Gitar
- Ben Hohlfeld – Basso
- Johannes Sens – Drummel
Pressetext MOSÏK
MOSÏK spielt weltmusikalischen Jazz nach den Ideen der vergessenen Musikphilosophin Trude Tulpenthal. In einer Zeit zunehmender auditiver Distraktion und musikalischer Beliebigkeit begibt sich das Projekt auf die Spuren dieser fiktiven Figur, deren Ansinnen es zeitlebens war, nach Schnittpunkten zwischen traditionell Bewährtem und zeitgenössisch Experimentellem zu suchen und diese aufzuzeigen. MOSÏK beschäftigt sich derzeit vorwiegend mit dem Hauptgegenstand von Tulpenthals frühen Forschungen, dem sogenannten »Jazz Manouche« oder »Gypsy Jazz«, dessen Begründer Django Reinhardt (1910–1953) auch als Schöpfer einer ersten eigenständigen Jazzform aus Europa gilt. Das Quartett ist ein Zusammenschluss von Musikern aus Halle (Saale) und Leipzig und wird neben seinen regelmäßigen Konzerten auch für private Feste und Firmenveranstaltungen gerne gebucht.
Besetzung
- Susann Stephan, Halle (Saale) — Klarinette
- Roman Scholz, Halle (Saale) — Gitarre
- Ben Hohlfeld, Leipzig — Kontrabass
- Johannes Sens, Leipzig — Schlagzeug
Bandgeschichte
MOSÏK, ein Kunstwort aus deutsch »Musik« und französisch »mosaïque«, wird 2005 als gemeinsames Projekt von Susann Stephan (Klarinette) und Roman Scholz (Gitarre) in der Saalestadt Halle gegründet. Im Duo und mit Gastmusikern verfolgen sie zunächst den Ansatz, ihre musikalischen Einflüsse aus Jazz, Klezmer und Klassik einander begegnen zu lassen und dabei den Geist der jeweiligen Stilrichtungen zu ergründen und mit auftretenden Spannungen zu spielen. Tragende Konstante ist dabei stets die Beschäftigung mit dem musikalischen Erbe des Jazzgitarristen Django Reinhardt. 2008 veröffentlichen sie ihr Debütalbum JOHANN, welches in Fachkreisen positiven Anklang findet. Zum 100. Geburtstag Django Reinhardts ruft das Duo 2010 die »Gypsy Jazz Jam« ins Leben, eine monatliche Session, welche in 22 Veranstaltungen zahlreiche regionale und überregionale Musikergrößen vorstellt und dem Begriff »Gypsy Jazz« endgültig den Fremdwortstatus nimmt. Seit 2011 zählen die beiden Leipziger Musiker Ben Hohlfeld (Kontrabass) und Johannes Sens (Schlagzeug) zu festen Mitgliedern der Band. Seit 2012 ist MOSÏK zwei Mal im Monat zum »Gypsy Jazz Klub« im Künstlerhaus »Goldene Rose« in Halle (Saale) zu hören. Am 21. März 2013 veröffentlicht das Quartett das Album WILHELM, welches vor allem hinsichtlich Arrangements und Klangkörper Wege sucht, welche im Gypsy Jazz bisher kaum beschritten wurden. Kurz darauf stellt MOSÏK die von Roman Scholz in Anlehnung an die Sintimusikerfamilie Rosenberg erschaffene Figur Trude Tulpenthal vor, eine fiktive Musikphilosophin des 20. Jahrhunderts, deren Leben zahlreiche Parallelen zur Biographie Django Reinhardts aufweist. Damit markiert MOSÏK den Beginn einer breit angelegten Auseinandersetzung mit dem ideellen Vermächtnis Tulpenthals in den Bereichen Musik, Literatur und Film.
Susann Stephan
Geboren 1979 im sächsischen Zwickau trat sie bereits mit drei Jahren dem städtischen Kinderchor bei, probierte sich ein Jahr auf der Violine und vier Jahre auf der Blockflöte aus, um dann im Alter von 11 Jahren mit dem Klarinettenspiel zu beginnen. 1997 erhielt sie den 1. Preis im Fach Klarinette beim Landeswettbewerb »Jugend jazzt«. Mit 15 Jahren begann sie zusätzlich Saxophon, welches sie mehrere Jahre in den Jugendjazzorchestern Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie in der Uni-Bigband Halle spielte. 2001-05 war sie Mitglied im Vocalconsort Leipzig. Darüber hinaus verfolgte sie elektro-akustische Projekte mit dem armenischen Komponisten und Gitarristen Davit Drambyan. Mit der Gründung von MOSÏK 2005 hat sie ihr Hauptaugenmerk wieder auf die Klarinette gerichtet. Zu ihren Lehrern zählen Manfred Kebsch (†), Michael Arnold (HMT Leipzig), Gregoire Peters (Jazzinstitut Berlin) und Claudio Puntin (HfMT Köln). Daneben belegte sie Kurse bei Michael Riessler, Giora Feidman und anderen.
Roman Scholz
Geboren 1982 im bayerischen Gunzenhausen spielt er Gitarre seit seinem 10. Lebensjahr, nachdem er ein Instrument seines sehr jung verstorbenen Onkels geerbt hatte. Seit er 2002, damals noch Filmvorführer in diversen Programmkinos, vom Swing getroffen wurde (der gleichnamige Film von Tony Gatlif erhellte in jenem Jahr die Leinwand), widmet er sein Hauptaugenmerk vor allem der Musik in der Tradition Django Reinhardts. Die Gitarre verdrängte somit seine weiteren Instrumente Mundharmonika, Violine und sogar Schlagzeug, mit welchem er bereits vierjährig begonnen hatte. Haupteinfluss seines Spiels ist neben Biréli Lagrène, den Brüdern Boulou & Elios Ferré und Tchavolo Schmitt vor allem auch die neuere Tradition der »Django-Gitarre«, wie sie u.a. durch Stéphane Wrembel, Gonzalo Bergara sowie Sébastien Giniaux repräsentiert wird. Weitere Inspiration sucht er in der traditionellen Musik verschiedenster Kulturen der Welt sowie in der zeitgenössischen klassischen Musik. 2006 schrieb er die Musik für den Trailer zum 1200-jährigen Jubiläum der Stadt Halle (Saale), in welcher er seit 2004 lebt.
Trude Tulpenthal
Trude Tulpenthal war eine Musikphilosophin des 20. Jahrhunderts. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in Halle (Saale), wo sie in der Bohlenstube des Gasthauses »Goldene Rose« wohnte. Da ihre Aufzeichnungen zu einem Großteil in einem mit ihr ausgestorbenen Kauderwelsch-Dialekt mit Einflüssen aus dem Sorbischen, Jiddischen und der Romani-Sprache geschrieben sind, gestaltet sich eine Übersetzung als äußerst schwierig, aufgrund ihres oft fragmentarischen Charakters teilweise unmöglich. Als gesichert gilt ihre Vorliebe für die mündlich tradierten Spielweisen der Sintimusikerfamilien Reinhardt, Rosenberg & Schmitt. Besondere Verehrung empfand sie für den belgischen Gitarristen Django Reinhardt. Von Trude Tulpenthal stammen Erkenntnisse, die auch heute nichts von ihrer Wahrheit eingebüßt haben, wie etwa: »Sinti Swing ist kein elektronischer Kunstklang, sondern akustische Klangkunst« oder »Im Übrigen handelt es sich bei Gypsy Jazz nicht um etwas zu Knabbern – wobei es schon ordentlich schnorpst, wenn sich die Rhythmuspumpe in Gang setzt und das Holz gewittert«. Als Frau war es ihr in frühen Jahren kaum möglich, ihren Ideen Gehör zu verschaffen. So kam ihr der Gedanke sich als Mann auszugeben, woraufhin sie sich fortan Trudo nannte und sich einen Schnurrbart wachsen ließ. Leider erlitt sie schon kurze Zeit darauf völlig unerwartet einen Schlaganfall an einem ihrer Angelnachmittage auf der Saaleinsel Peißnitz, an dessen Folgen sie im Alter von nur 43 Jahren verstarb.